Löwensen – ein Dorf mit Geschichte

Geschichtlicher Rundgang

Durch das Landschaftsfenster in der Marsch kann man in die weite Emmerauenlandschaft blicken, wo der Fluß einst in vielen Schleifen durch die Wiesen floß. Hier ist im 8. Jahrhundert Löwensen entstanden, ursprünglich Lavienhausen genannt, nach seiner Lage in einer feuchten Niederung.

Die ersten Siedler haben wahrscheinlich auf einer Emmerinsel gelebt, sicher vor Überfällen. Im 12. Jahrhundert hat es wahrscheinlich ein „festes“ Haus gegeben. 969 wird Löwensen erstmals urkundlich erwähnt. Thiodric, der Sohn eines Luitperths zu Löwensen, trat damals als Mönch ins Kloster Corvey ein.

Der einstige Urhof von Löwensen (heute Reitstall), im 12. Jahrhundert ein „festes Haus“, vermutlich auf einer Emmerinsel gelegen.

An der Emmer standen immer auch viele Kopfweiden, die den Menschen damals einen Nebenerwerb sicherten, das Korbweidenflechten. Körbe brauchten die Menschen häufig im täglichen Leben. Zum Auflesen von Kartoffeln und Transport verschiedener Sachen.

Viele Stunden musste ein Korbflechter arbeiten, bis so ein Korb fertig war. Es war eine mühevolle Arbeit, die damals schlecht bezahlt wurde.

Wieder einmal wenig verdient, voller Frust, kehrten z.B. Korbflechter auch damals schon in den Dorfkrug ein, der hier gegenüber steht (In der Marsch 3). Er ist bereits 1575 von Heinrich Loges und seiner Frau Anna Maria Jörns erbaut worden und das älteste Haus im Dorf.

Wenn der Frust dann im Alkohol ertränkt war, dann war oft auch das Geld alle und die Familien mussten „darben“, d.h. sie hatten nichts zu essen.

Die ursprünglichen Emmerwiesen waren Bruchland, das zumeist sehr sumpfig und nicht besonders wertvoll war, da man zumeist knietief darin versank. Der 1923 gegründete Fußballverein „Tus Schwarz-Weiß Löwensen“ erhielt 1925 von der Gemeinde einen zehn Meter breiten Streifen an Stelle des heutigen Sportplatzes. Das Land stellte 500 Reichsmark zur Verfügung, um das Gelände herzurichten. Es dauerte viele Stunden, bis das Gelände trockengelegt war. Sonntags holten die Löwenser Sportler oft per Bahn Kohleasche von Wesertal in Hameln und brachten sie auf den Sportplatz. Bauer Eickermann fuhr dazu Erde an und nach und nach wurde es ein brauchbarer Platz. 1934 übernahm die Gemeinde den Platz. 1940 wurde der Spielbetrieb eingestellt und der Platz diente gelegentlich auch als Schuttabladeplatz. Erst 1959 wurde der Fußballverein wieder gegründet und der Sportplatz erneut in Stand gesetzt.

Die alte Brücke

Ganz in der Nähe vom Sportplatz ist Löwensens „alte Brücke“, die 1934 Aufnahme in das Ortswappen gefunden hat. Sie ist im 19. Jahrhundert erbaut worden.

In der Nähe der Brücke, in den Emmerwiesen, wurde früher auch die Wäsche gebleicht, d. h. gewaschen und immer wieder angefeuchtet. Dabei mußten die Kinder aufpassen, daß keine Enten drüber liefen.

Quellen

Wie im ganzen Pyrmonter Tal gibt es hier auch mehrere Mineralquellen. Einmal den Uhlenborn, die 1910 entdeckte Schäferquelle, wo 1923 und 1925 Thermalbohrungen niedergebracht wurden, die leider gescheitert sind. Heute ist wird die Quelle als „Huflandquelle II.“ bezeichnet. Am bekanntesten ist die 1951 auf dem Gelände des Bauern Dülm erbohrte „Luisenquelle“, die vom Bathildiskrankenhaus genutzt wurde.

Die Löwenser Schule

Bereits im Salbuch von 1669 ist von einer Schule in Löwensen die Rede, in der allerdings mehr Christenlehre mit dem Rohrstock unterrichtet wurde. 1820 war das Schulgebäude so marode, dass es neu gebaut werden musste. Die Lehrer waren damals noch als kleine Bauern (Kötter) oder Handwerker tätig.

1857 und 1937 mußten wieder neue Schulgebäude erbaut werden, weil die alten „abgängig“ waren. 1952 wurden zwei neue Klassenräume eingerichtet. 1960/61 werden das achte und neunte Schuljahr von der Löwenser Schule an die Herderschule verlegt. 1976 verlor die Schule ihre Selbständigkeit und ist heute nur noch eine Grundschule.

Teile der Räume werden heute auch von der Dorfgemeinschaft genutzt.

 

Der Dorfbrunnen

„Wasser ist Leben“. Diese drei Worte waren für den Dorfgründer von Löwensen im 8. Jahrhundert mit einer der Gründe, hier seinen Hof und das daraus erwachsene Dorf anzulegen. Hier konnte er an der Emmer sein Vieh tränken, von und mit dem er lebte. Das Vieh, für die größeren Bauern die Kühe und für die kleineren Bauern die Ziegen, waren für die Menschen der damaligen Zeit überlebenswichtig. Sie waren unentbehrlich bei der Feldbestellung und lieferten neben der Milch auch Fleisch.

Durch das Dorf lief damals auch noch der Hessebach, der nicht nur Viehtränke war, sondern den Frauen auch für die große Wäsche diente. 1882 sind bereits erste Teile des Baches mit Platten überdeckt worden. 1911 sollte er im Bereich der Hohen Stolle aufgestaut und für die Wasserversorgung genutzt werden. Wegen der fehlenden technischen Möglichkeiten konnte dieser Plan leider nicht ausgeführt werden. Erst 1952/53 wurde eine Wasserleitung gebaut. Bis dahin mußten sich die Einwohner mit Pumpen und Brunnen behelfen. Im Kirchenbuch findet sich als Todesursache oft  „Rote Ruhr“  =  unreines Wasser eingetragen.

Der Hessebach ist 1969 in Löwensen und schließlich 1972 auch in Friedenthal ganz verrohrt worden.

Die Gründung von Friedensthal

1648 entstand durch George Fox die Gemeinschaft „Kinder des Lichtes“, das Quäkertum. Die Quäker praktizierten die auf christlicher Haltung beruhenden Grundsätze: Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit, Anspruchs-losigkeit, Verweigerung der Begrüßung durch Lüften des Hutes, Vermeidung jeder Mitwirkung bei kriegerischen Handlungen, Abweisung aller Verpflichtung zur Zahlung von Abgaben an die Kirche, Bekämpfung der Trunksucht und Streben nach einfacher Lebenshaltung. Der bekannteste Quäker damaliger Zeit war William Penn, der den US-Staat Penselvenia gründete und dessen Hauptstadt Philadelphia=Bruderliebe nannte.   1790 schlossen sich in Bad Pyrmont zehn Männer und drei Frauen zur ersten religiösen Gemeinschaft der Freunde/Quäker zusammen. Der Fürst zu Waldeck-Pyrmont gewährte ihnen 1791 Religionsfreiheit (Toleranzakte) und schenkte ihnen am 28. August 1792 das bewaldete Tal hinter dem Königsberg, das die Quäker seit 1796 „Friedensthal“ nannten. Leiter der Quäkergemeinde war der 1757 in Bad Pyrmont geborene Ludwig Seebohm, dessen Nachkommin Inge Seebohm unlängst als letzte Namensträgerin in Bad Pyrmont verstorben ist. Die Siedlung Friedensthal entwickelte sich sehr gut. Die Quäker gründeten eine Messerfabrik, eine Wollhandlung, eine Leinenspinnerei, eine Papierfabrik und eine Buchbinderei. 1805 standen schon acht Häuser, in denen 80 Einwohner lebten. Viele Kurgäste aus dem Bade Pyrmont besuchten Friedensthal, darunter auch die berühmte Königin Louise von Preußen. Die Zahl der Quäker ging in der Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und die Häuser wurden nach und nach verkauft. 1870 starb die letzte Quäkerin, Henriette Seebohm, in Friedensthal. Heute gibt es noch eine Quäkergemeinde in Bad Pyrmont.
Friedensthal um 1820

St. Maria Friedensthal

1917 besuchte die Generaloberin der Kongregation der Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg zu Thuine (Emsland) ihre Niederlassung (Georgs-Villa, später Krankenhaus St. Georg) in Bad Pyrmont. Sie entschloß sich, nachdem sie das leer stehende Hotel „Königin Emma“ besichtigt hatte, dies 1918 zu kaufen und darin eine Pension und Haushaltsschule einzurichten. 1942 ist St. Maria-Friedensthal als Lazarett eingerichtet worden und konnte erst 1949 wieder in eine Pension mit angeschlossener Haushaltsschule umgewandelt werden. 1986 wurde neben dem alten Haus ein Neubau errichtet. Das alte Haus ist 1989 abgerissen worden.

Im neuen Haus St. Maria-Friedensthal ist am 2. Februar 2000 das Hospiz „Mutter Anselma“ eröffnet worden, in dem Schwerstkranke Aufnahme finden.

Gasthof und Campingpark Schellental

Im Schellental, unterhalb der alten Burg/Schelle Pyrmont, betreibt die Familie Patzig schon lange Jahre einen Campingplatz und ein Gasthaus, das viele Gäste besuchen. (www.schellental.de) Hier trieb einst vor vielen hundert Jahren ein böser Geßelwurm sein Unwesen. Dabei handelte es sich um eine hartherzige Prinzessin der Burg Pyrmont, die keinen der vielen, vielen Bewerber anhörte. Dafür wurde sie von einem Zauberer in einen bösen Geßelwurm verwandelt, der hundert Jahre lang sein Unwesen trieb. Dann erst fand sie Erlösung. (Text: Manfred Willeke/Lügde)